Kino-Magie aus der Mitte Europas
von Frido Hütter
Kleine Zeitung, 05.05.2004, Österreich
„Carpatia" - in diesem 125 Minuten la-ngen Film, der aus dem
ersten Tages-programm der Diagonale herausstach, gibt es keine Schauspieler,
keine Handlung, keinen Sex, keine Erzähler-stimme, keine schnellen
Schnitte, fast keine Musik. Wer indes meint, „Car-patia" sei deshalb
langweilig, wird an-genehm enttäuscht. Die Dokumenta-tion von Andrzej
Klamt und Ulrich Ryd-zewski zählt zum bemerkenswer-testen, das in den
letzten Jahren in diesem Genre zu sehen war. Es ist eine enorm bedächtige,
fast stille Reise durch die Karpaten. Durch die Ukraine also, durch Trans-sylvanien,
Siebenbürgen, die Slowa-kei. Detailaufnahmen und Land-schaftspanoramen
von überwältigen-der Dichte, subtile 0-Töne von Wind,
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Wasser, Tierwelt und von Menschen, die in der Mitte des vorigen Jahr-hunderts
zu leben scheinen und aus ihrem Alltag berichten, machen die Magie dieses
Filmes aus. Fazit: zwei Kinostunden, die den Herzschlag be-ruhigen, die
Augen baden lassen und die Seele weiter machen.
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