Carpatia
von Eva Baumgardinger
Diagonale Magazin, 05.2004, Österreich
Die Karpaten lassen zunächst an Roman Polanskis Gruselklassiker Tanz
der Vampire denken. In ihrem Doku-mentarfilm Carpatia zeigen Andrzej Klamt
und Ulrich Rydzewski diesen Gebirgszug aber jenseits von Dra-cula-Klischees
und der Vorstellung ganzjährig unwirtlicher Schneeland-schaften. Die
herbschöne Gebirgs-gegend, die sich von der Ukraine bis in die Slowakei
zieht, bildet die geo-grafische Klammer des Films.
Den Filmemachern geht es aber - ganz fern von
jeglichem Kleine-Leute-Voyeurismus - auch um die Ansässi-gen mit ihren
Lebensentwürfen und -zwängen. Ein slowakischer Zirkus-direktor träumt
vom Erfolg in Austra-
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lien; ein melancholischer polnischer Fährmann
schnitzt für Geld - und nicht, weil er das Bedürfnis hätte,
wie er betont - Jesusfiguren; vor dem un-verputzten Haus eines Schmiedes
in der Wildnis Transsylvaniens wird ausgelassen ein Geburtstag gefeiert.
dddddCarpatia versammelt Menschen, die nicht einfältige Zufriedenheit
antreibt, sondern die wissen, daß ihnen nur Gelassenheit als wirksames
Mittel gegen die Widrigkeiten des Lebens bleibt. Eine lohnenswerte filmische
Landvermessung.
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